Die Vorfreude auf eine freie Woche, an der das Hobby und besonders das Treffen mit lieben Menschen im Vordergrund stand, ließ mich 3 besonders anstrengende Arbeitswochen irgendwie aushalten.
Es fing mit dem letzten Dienstwochenende an, an dem Samstag gings nach der Arbeit zum Siegburger Stricktreffen, wo Silke aus Berlin schon in der diesmal ziemlich großen Runde saß. Ein gemütlicher Stricknachmittag unter Gleichgesinnten ging schnell vorbei. Der Abend war recht kurz, klingelte mein Wecker doch am nächsten Morgen schon wieder sehr früh und Silke hatte auch noch ein bisschen Schlaf nachzuholen.
Nach Feierabend am Sonntag konnte das wollige Vergnügen richtig los gehen. Maschinenstricken, Handstricken, ein Ausflug, Wollshopping, Treffen lieber Menschen und ein kleiner Workshop in der Eifel sollten die Woche ausfüllen. Silke hatte bereits 2 Paar Socken gestrickt und so nahmen wir uns unser erstes geplantes Maschinenprojekt (ravelry-link) vor, das ganz oben auf der Ausprobieren-Liste stand, gestrickt am brother-Doppelbett mit Sockenwolle.
Zunächst werden die Hauptteile von unten nach oben in Reihen gestrickt. Also Bündchen am Handgelenk, dann das gemusterte Hauptstück und dann noch mal ein Abschlussbündchen in der Grundfarbe. Der Daumen wird dann zunächst separat von oben begonnen. Man beginnt mit dem Abschlussbündchen und im glatt rechten Teil verjüngt sich der Daumenteil durch Abnahmen. An einer vorher markierten Reihe des Hauptteils beginnt man dieses – auf den Kopf gedreht und mit der schönen Seite zu einem hinzeigend – mit den Randmaschen rechts und links auf die äußeren Nadeln des Daumens einzuhängen. Das passiert in vorgegebenen Reihen, genauso wie die weiteren Abnahmen. Heraus kommt solch ein Teil, …

dem man schon ansehen kann, was es werden will:

Es müssen noch ein paar cm Nähte geschlossen werden und die Fäden verwahrt. Nach dem gemeinsamen weiß-roten Protyp startete Silke die Massenproduktion:


Währenddessen begann ich meine Runden an der duomatic 80. Zum Warmlaufen erst mal ein Paar Kindersöckchen, die in der Spendenkiste landeten:

Anschließend wurde es anspruchsvoller. Ich hatte mir vorgenommen, mich mit dem Zubehör zu beschäftigen. Den 4-Farbwechsler hatte ich schon erfolgreich in Betrieb nehmen können, also sollte dieser auch etwas zu tun bekommen. Das Bemusterungsgerät, deco genannt, wurde angebaut und die Anleitung auf den Schoß gelegt und los gings. Viele, sehr viele Reihen passierte nichts. Die Lochkarte wurde zwar transportiert, Stößer wurden vorgewählt, aber mehr änderte sich nicht. Bis endlich der Groschen fiel und mir ein kleiner Pfeil im Schema des Anleitungshefts auffiel, den man am Schlitten drücken muss! Und ab da gabs auch auf der duo wie von Zauberhand Norwegermuster:

Jetzt aber zur Sache, was auf der brother geht, muss auch auf der duo funktionieren. Und was soll ich sagen? Es klappt! Einen Fehler habe ich eingebaut, wie man sieht, haben sich die Farben im oberen Musterteil umgekehrt, da hab ich wohl einen Fadenwechsel verschlafen.

Silke hatte eine Anleitung für eine 2farbige Mütze, die sie gerne stricken wollte, das Muster habe ich dann ausprobiert und es klappte im ersten Anlauf. Das Gestrick ist von vorn und hinten gleich. Die Bemusterung erfolgt ausschließlich über vorher ausgewählte Stößer, entsprechende Tasten und Farbwechsel alle 2 Reihen.

Die Wollvorräte wurden natürlich auch noch mal aufgefüllt. Man kann ja gar nicht anders, wenn Markensockenwolle hier zum Schnäppchenpreis erhältlich ist. Warum die Berliner Filialen da nicht mitmachen, keine Ahnung. Nachmittags kam kurfristig noch Strickgesellschaft von der anderen Rheinseite vorbei, so konnten wir gemütlich stricken und klönen.
Selbstverständlich konnten wir nicht nur vor den Maschinen und auf dem Sofa sitzen und stricken. So gabs bei strahlendem Sonnenschein, jedoch recht kaltem Wind, einen Ausflug zum Drachenfels. Einen Kaffee gabs da oben leider nicht (man hatte uns im Tal aber schon informiert), dafür war es sehr leer und der Ausblick entschädigt auf jeden Fall. Leider war es etwas diesig, sodass man z.B. nicht bis zum Kölner Dom schauen konnte. Dafür gabs in unmittelbarer Nähe schöne Fotomotive:

Auf dem Weg zurück ins Tal haben wir ein – leider sehr verfallenes – Traumhäuschen entdeckt und diese knorrigen Gesellen:

Am Donnerstag wurden wir samt Strickmaschine (die duo musste aus Platzgründen zu Hause bleiben) in die Eifel gekarrt, wo wir ganz lieb aufgenommen wurden und uns viel erarbeitet haben. Es wurde erst mal die Ausrüstung (zufällig die gleiche Modell-Kombination wie meine) verglichen und so brachten wir auch bis dahin nicht funktionierende Teile in Gang. Es sind oft nur Kleinigkeiten…
Für weitere Handstulpen wurden Karten gelocht und probegestrickt, z.B. diese Muster:

Auf meiner Wunschliste stand ein Cowl im stranded Muster, ich habe ein ganz schlichtes 2x2er Karomuster gelocht und nach jeweils 6 Reihen eine der beiden Farben durch die nächste ersetzt. Jede Farbe ist also 12 Reihen dran.

Das ganze wiederholt sich mehrfach, bis es mir etwas langweilig wurde und einige Farben zu Ende gingen. So habe ich 2 größere Blocks in den leuchtenden Farben eingebaut. Kurz vor Schluss passierte noch ein Fehler, vermutlich durch mangelnde Konzentration, alle Maschen einer Farbe, also jede 3. und 4. Masche waren nicht mehr auf den Nadeln. Es hat ganz schön gedauert, sie alle wieder einzufangen und alles im Muster zu beenden. Zum Glück war ich in der Zeit alleine, sodass sich niemand mein Fluchen anhören musste. Aber gelernt habe ich dadurch einiges und letztendlich ist der Cowl auch fertig geworden:

Eines von Silkes Handstulpenpaare durfte ich mir zusammen nähen:

Ein Vorlegemuster, bei dem alle 2 Reihen die Farbe gewechselt wird, ist dem Norwegermuster ähnlich, es ist aber elastischer:

Die Zeit ging um wie im Fluge, wir wurden lecker vom Nachwuchs bekocht, es gab sogar frische Waffeln zum Frühstück! Abends wurde der Kamin angeworfen und gemütlich von Hand gestrickt. Die Gastfreundschaft war kaum zu übertreffen, vielen Dank, liebe Inka (ravelry-link)!
Zurück in Bonn überraschten uns eine Blütenpracht. Das Foto ist zwar etwas jünger, aber ich wollte es Euch nicht vorenthalten:

Eigentlich blühen die beiden ja eher nicht gleichzeitig.
Samstagnachmittag kam dann noch lieber Besuch aus Frankreich hier an und gemeinsam machten wir uns auf zu einem schönen Spaziergang durch den Wind mit anschließendem Essen unter lieben Freunden. Ein schöner Abend als Abschluss zu Silkes Besuch, die am nächsten Morgen Richtung Schnee und Kälte nach Hause abreiste. 20 Grad Temperaturunterschied sind schon eine Hausnummer. Liebe Silke, schön war’s, ich freue mich schon aufs nächste Wiedersehen, spätestens im April in Bredbeck!
Besuch aus Frankreich heißt (noch) nicht Maschinen- sondern gemütliches Handstricken auf dem Sofa. In Arbeit ist derzeit ein zweiter Strandwanderer…

… sowie ein Restepulli, für den schon alle Reste einer Qualität zu 2 großen Knäuels verbunden sind:

Das macht das Stricken spannend, denn ich weiß nicht, wie die Reihenfolge ist, habe beim verbinden der Fäden nur darauf geachtet, dass die Enden zusammen passen. Ein bisschen kann man das schon einschätzen, weil am Knäuel zu sehen, aber das Stricken wird nicht langweilig.
Puh, ich hoffe, Ihr habt bis hierhin durchgehalten, danke dafür! Ich wünsche Euch eine gute Zeit, bleibt oder werdet schnell wieder gesund!